Massivholz-Tischplatten – warum Holz nicht gleich Holz ist
Hast du dir schon mal die Frage gestellt warum die Preise von Massivholz-Tischplatten so unterschiedlich sind? Klar, eine teure Holzart oder die schlichte Größe einer Platte erklärt da schon Einiges. Aber wie sieht es aus wenn wir einfach mal eine normale Eiche Tischplatte aus vier Zentimeter Massivholz im Maß 220 x 100 Zentimeter vergleichen? Selbst hier schwanken die Preise zwischen 650€ und 2500€. Warum das so ist und weshalb das Label Massivholz manchmal eine kleine Mogelpackung ist möchten wir dir hier erklären.
Wenn Eiche Massivholz draufsteht muss es auch massive Eiche sein! Basta!
Ja, das stimmt. Man darf dir natürlich keine minderwertigen Holzarten als Eiche verkaufen wenn es eben keine Eiche ist. Doch auch innerhalb einer Holzart und bei den verschiedenen Methoden der Verarbeitung gibt es große Unterschiede. Mit Massivholz verhält es sich in etwa so wie mit Wein: Es gibt die edlen Tropfen in alten, staubigen Flaschen genauso wie den billigen Fusel aus dem Tetra Pak.
Hier nun die Massivholzarten im Überblick:
Massivholzplatten PV / KGL
Massivholz mit Patchwork-Verleimung (keilgezinkt bzw. stäbchenverleimt)
Die Abkürzung PV steht hier für Patchwork verleimt. Hin und wieder wird diese Plattenart auch mit dem Kürzel KGL vertrieben was als Abkürzung für keilgezinkte Lamellen steht. In beiden Fällen ist der Name Programm denn hier werden tatsächlich kleine Holzreste miteinander verleimt. Vielleicht kennst du diese Platten von den typischen Studentenküchen denn hier werden sie oft und gerne als günstige Alternative genutzt. Grundsätzlich ist gegen diese industriell erzeugte Plattenware auch nichts einzuwenden – immerhin ermöglichen sie die Verwendung von Massivholz auch wenn der Geldbeutel etwas schmaler ist. Wir setzen solche Platten aber nicht ein.
Massivholzplatten DV / DGL
Massivholz mit durchgehender Verleimung (stabverleimt)
Im Vergleich zur PV Variante sind diese Exemplare schon etwas besser denn hier werden tatsächlich einzelne Holzriegel durchgehend miteinander verleimt. Und genau dafür steht auch die Abkürzung DV – nämlich für durchgehende Verleimung. In einigen Fällen findet sich auch die Bezeichnung DGL als Kürzel für durchgehende Lamellen. Aber auch diese Platten werden industriell vorgefertigt. Durch den weitestgehend automatisierten Verarbeitungsprozess besitzen solche Exemplare natürlich kein so schönes Bild wie es bei einer reinen Handsortierung erfolgen kann. Dennoch hat auch die DV Fertigware ihre Berechtigung. Sie ist immer noch recht günstig und bei vielen Anwendungssituationen, wie zum Beispiel bei Schrank-Seitenwänden ist ein herausragendes Maserbild auch gar nicht nötig. Als Tischplatte würden wir sie aber nicht empfehlen.
Massivholz handgefertigt
Massivholzplatten handgefertigt aus Bohlen
Handfertigung ist sicher die zeitaufwändigste Art eine Tischplatte herzustellen denn hier erhält der Tischler erst einmal nur die nackten Holzbohlen. Du kannst dir das tatsächlich wie einen Baumstamm vorstellen der in einzelne Scheiben geschnitten ist. Von diesen einzelnen Bohlen wird dann der Randbereich mit der Holzrinde abgeschnitten , man nennt das übrigens Besäumen. Außerdem werden die Bohlen aufgetrennt um Spannungen aus dem Holz zu nehmen. Die nun entstandenen Holzriegel werden abgerichtet und gehobelt. Was nun folgt ist eigentlich der wichtigste Schritt denn jetzt werden die einzelnen Holzriegel von Hand sortiert um ein harmonisches Gesamtbild der Platte zu erzeugen. Anschließend werden diese Riegel zu einer Platte verleimt die nach der Trocknung geschliffen wird. Ganz schön viele Arbeitsschritte aber man sieht es den Massivholzplatten auch an.
Holzsortierung bei handgefertigten Massivholzplatten
Mit der Holzsortierung kann man viel richtig machen aber auch sehr viel falsch. Welche Bohlen passen zueinander? Wie stellt man ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ruhigen und lebhaften Hölzern her? Und wie müssen die einzelnen Holzriegel angeordnet sein damit die Tischplatte stabil bleibt und sich nicht verzieht? Um diese Fragen zu beantworten ist einiges nötig – viel Erfahrung und ein natürliches Gespür für Ästhetik. Aus diesem Grund setzen wir bei der Holzsortierung nur unsere besten Tischler ein. Sie arbeiten schon seit vielen Jahren mit den verschiedensten Hölzern und kennen diesen Werkstoff in- und auswendig.
Ruhige und lebhafte Bohlen für die Tischplatte
Beim Zuschnitt eines Baumstamms im Gatterschnitt wird der Baum zunächst in einzelne Scheiben aufgetrennt. Dabei entstehen sowohl Bohlen mit sehr lebhafter Zeichnung wie auch kaum gefladerte Tischbohlen. Entscheidend für das Erscheinungsbild des Holzes ist die Lage im Baumstamm beim Zuschneiden.
Kernholz (A) liegt genau in der Mitte des Baumstamms.
Holz aus dem Kern neigt zur Rissbildung, welches den Einsatz durchaus interessant macht. Wir verwenden Kernholz aber nur wenn es wirklich sehr rustikal sein soll.
Holz arbeitet – immer!
Massivholz ist ein organisches Material und arbeitet bei Veränderungen der Luftfeuchtigkeit ständig. Die Jahresringe haben dabei die Bestrebung, sich gerade zu ziehen oder wieder zu werfen. Bohlen mit liegenden Jahresringen (B) arbeiten dabei stärker, haben aber auch eine ausgeprägtere Fladerung. Tischbohlen mit stehenden Jahresringen (C) bleiben auch bei Klimaänderungen sehr gerade, sind dafür aber weniger stark gezeichnet. Das unterschiedliche Arbeiten der Massivholz-Bohlen zeigt diese Grafik:
Wird eine Tischplatte aus Bohlen mit liegenden Jahresringen verleimt hat sie eine starke Fladerung und ist sehr lebhaft. Bei liegenden Jahresringen ist die Gefahr größer, das sich die Tischplatte bei Veränderungen der Luftfeuchtigkeit verzieht. Um dem Verziehen entgegen zu wirken werden Tischbohlen mit liegenden Jahresringen in der Regel wechselseitig verleimt und / oder mit Beschlägen gegen Verzug ausgestattet.
Eine Tischplatte mit Bohlen aus stehenden Jahresringen hat den Vorteil das sich die Platte kaum verziehen wird. Dafür besitzen solche Platten in der Regel keine ausgeprägte Fladerung- sie sind eher ruhig.
In den meisten Fällen wählen unsere Tischler zur Herstellung einer Tischplatte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ruhigen Bohlen, lebhaften Elementen.
Fazit
Auch die günstigeren Industrieplatten haben durchaus ihre Berechtigung. Wenn es aber um die maximale Ausstrahlung geht führt eigentlich kein Weg an echter Handarbeit vorbei. Das erklärt dann auch den Preisunterschied. Handgefertigtes Massivholz ist sicher auch ein Luxusgut – aber eines das Jahrzehnte überdauert und mit der Zeit eigentlich nur noch schöner wird.